Aron Peter Toews

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Töws, Aron Peter geb. 10.2.1887 in Fürstenau (Molotschna Kolonie, Ukraine), gest. 1938 (?) in Sibirien; verheiratet am 6.5.1910 mit Maria, geb. David Sudermann, vier Kinder.

1908–1914 Lehrtätigkeit auf dem Gut Alexeevka und in den Dörfern Neuendorf und Nieder Chortitza; 1914–1917 Sanitätsdienst; 1920–22 Lehrtätigkeit in Friedensfeld; 1922-23 Angestellter der AMRA; 1924–1934 Prediger der Chortitzer Mennonitengemeinde.

Sein Vater Peter Aron Töws war Prediger der Schönseer Mennonitengemeinde (Molotschna). Nach dem Abschluss der Dorfschule in Fürstenau absolvierte Aron Töws die Zentralschule und dann die zweijährigen pädagogischen Klassen in Neu-Halbstadt. Darauf hin wurde er 1908 Lehrer im Nikopoler Kreis, auf dem Gut Alexeevka. Hier heiratete er 1910 Maria Sudermann, die Tochter des Gutsbesitzers David Sudermann. Töws diente während des Ersten Weltkrieges als Sanitäter im Allrussischen Semskij Sojus auf dem Zug No. 194. Anschließend war er 1916-1917 Angestellter in der Kanzlei des Semstwo Verbandes, kam aber schon ende Oktober 1917 nach Hause. Samt Familie lebte er 1917-1920 als Flüchtling in Nikopol. Nach Ende des Bürgerkrieges nahm er 1920-1922 wieder seine Lehrtätigkeit in Friedensfeld auf. Im Sommer 1922 siedelte er mit Familie um nach Chortitza-Rosental, wo er als Angestellter der amerikanischen Hilfsorganisation AMRA (American Mennonite Relief Association) arbeitete. Während der großen Hungersnot bereiste er die Kolonien und inspizierte unter anderem die überall eingerichteten Hungerküchen. Viele Prediger der Chortitzer Gemeinde wanderten 1923-24 nach Kanada aus. Die Gemeinde brauchte neue Arbeiter. Im Herbst wurde Töws als Predigerkandidat vorgeschlagen und im November 1924 als Prediger gewählt. Danach durfte er nicht mehr als Lehrer arbeiten, wurde aber am 2. Dezember 1924 als Sekretär und Kirchenbuchführer der Gemeinde mit einem Monatsgehalt von 30 Rubel angestellt. Zur gleichen Zeit kam ein Abgeordneter der örtlichen Regierung und teilte ihm mit, er sei zum Vorsitzenden des Rayon-Vollzugskomitee gewählt worden, and er wurde gefragt ob er die Wahl annehmen würde. Er konnte nicht beide Posten bekleiden – als Prediger war er nicht erlaubt in der Regierung zu arbeiten. Am 6. Januar 1925 wurde Töws als Prediger der Chortitzer Mennonitengemeinde mit dem Text „Sei getreu bis in den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben“ (Off. 2,10) eingesegnet. Eine Woche später beteiligte er sich als Delegat an der Mennonitischen Bundeskonferenz in Moskau, die so genannte „Zweite Märtyrersynode der Taufgesinnten.“ Von den insgesamt 86 Teilnehmern wurden die meisten in den Jahren 1929-41 verhaftet und verbannt oder erschossen, nur 18 gelang es nach Kanada oder der USA auszuwandern. Alle Prediger mussten sich als „Kultusdiener“ registrieren lassen und verloren dadurch das Stimmrecht. Damit war ihnen auch jede Möglichkeit genommen, irgendeine Arbeitsstelle zu finden. Schon 1925 wurde Töws als stimmloser Prediger so hoch besteuert, dass er seinen Hof und sein Vieh verkaufen musste, um die Steuern bezahlen zu können. Die Familie nahm bei fremden Leuten Quartier auf. 1929 kamen dann die Zwangskollektivierung und die Aussiedlung der Kulaken. In Chortitza setzte die antireligiöse Propaganda mit voller Schärfe ein. Gottlosenzirkel wurden gegründet, in denen man Vorlesungen hielt, um die Jugend „aufzuklären.“ Auf einer solchen Vorlesung erwiderte Töws: „Ihr selbst seid der beste Beweis dafür, dass es einen Gott gibt. . . Man kämpft nicht gegen etwas, das nicht da ist!“ (zit. n. O. Rempel, S. 74). Anfang der 30ger Jahre wurden fast alle Prediger verbannt. Vorher waren schon viele geflüchtet, oder versuchten über Moskau nach Deutschland, Paraguay oder Kanada auszuwandern. Töws war fast der einzige Prediger der Chortitzer Gemeinde der geblieben war. Er musste mehrere Gemeinden zu gleicher Zeit betreuen. Zweimal wurde er nach der Predigt von der GPU ins Verhör genommen. Man hatte ihm streng verboten, in den Häusern zu predigen oder Begräbnisse abzuhalten. Er sollte versprechen, damit aufzuhören. Töws aber bestand immer wieder darauf, dass man ja in der UdSSR Glaubensfreiheit hätte. Nach einer Andacht im Nachbardorf Rosengart wurde er abermals verhört und gewarnt, aber nicht verhaftet. Zu Hause bemerkte er: „Ich bin noch nicht an der Reihe, sonst wäre ich nicht hier. Ob ich unwürdig bin für Christus zu leiden?“ (zit. n. O. Rempel, S.85) Bald danach kam er doch an der Reihe. Am 28. November 1934 wurde er von der NKWD verhaftet und ins Gefängnis nach Saporoschje geführt. Nach 6 Wochen kam er mit einem Gefangenentransport nach Dnepropetrowsk. Um ihn zu quälen, hatte man Töws in eine Kammer mit Kriminellen Verbrecher gesteckt. Diese nahmen ihm alles weg, auch sein künstliches Zahngebiss. Er wurde auf 5 Jahre im Straflager gerichtet und kam im Sommer 1935 mit einem Gefangenentransport nach Sibirien. Unterwegs erkrankte er und kam in Novosibirsk ins Krankenhaus, wo er Hilfe in der Gestalt eines deutschen Arztes erhielt. Dann ging es weiter in die Verbannung in den Urwäldern Sibiriens. Er wurde auf verschiedene Stellen versetzt; lebte als „Freier Bürger“ aber musste sich jeden Monat bei der örtlichen NKWD melden. Zuletzt war er im Dorf Goltjawino. Von hier aus erhielt die Familie den letzten Brief vom 6. Februar 1938. Danach kamen alle Briefe zurück mit dem Vermerk der Vater habe neue schwere Verbrechen begangen und sei deshalb auf weitere 10 Jahre verbannt, ohne Recht zu korrespondieren. Wie man später erfuhr, bedeutete dieses, dass er wahrscheinlich erschossen sei.

Literatur: O. REMPEL: Einer von Vielen; A. TÖWS: Märtyrer, S. 79-85.

LETKEMANN, Peter: A Book of Remembrance – Mennonite Victims of the Second Revolution, 1929-1941. (in Vorbereitung) REMPEL, Olga: Einer von Vielen, Die Lebensgeschichte von Prediger Aaron P. Toews. Winnipeg: CMBC Publications, 1979. TÖWS, Aron A.: Mennonitische Märtyrer der jüngsten Vergangenheit und der Gegenwart. Winnipeg: Selbstverlag, 1949, S. 79-85 WINTER, Henry H.: Ein Hirte der Bedrängten. Wheatley, Ontario: Selbstverlag, 1988, S.14-15.

Submitted by Peter Letkemann