Menno Colony (Paraguay)/de

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Menno (geschichtlicher Überblick)

Die Kolonie Menno ist die erste Siedlung mennonitischer Einwanderer in Paraguay und in ganz Südamerika und gleichzeitig auch die erste mennonitische Siedlung in der südlichen Hemisphäre überhaupt. Sie wurde 1927 von kanadischen Mennoniten gegründet (Chortitzer, Sommerfelder und Bergthaler aus Kanada), die sich von der kanadischen Regierung in ihrer Eigenart bedroht sahen. Sie meinten, dass sie durch die neuen Schulgesetze die Kontrolle über ihre Schulen verlieren würden und dass dies bei ihnen zu Militarismus und der Abwendung vom Glauben führen würde. Die erste Einwanderungsgruppe kam in der Nacht vom 30. zum 31. Dezember 1926 in Puerto Casado an. Weitere sechs Gruppen folgten im Laufe des Jahres 1927, so dass 1.741 Siedler nach Paraguay kamen, um im Chaco, der so genannten “grünen Hölle”, anzusiedeln.

Zum großen Leidwesen der Siedler war ihr erworbenes Land nicht vermessen, wie ihnen versprochen worden war. Im Zuge der langen Wartezeit von 16 Monaten brach eine Epidemie unter den Einwandern aus, so dass 171 Personen starben. Außerdem zogen viele entmutigt zurück nach Kanada, so dass letztendlich nur 1.280 Personen blieben und sich im Chaco niederließen. Trotz dieser entmutigenden Rückschläge hat sich die Kolonie Menno, bewusst nach Menno Simons benannt, zu einer fortschrittlichen Kolonie entwickelt.

Am 31. Dezember 2007 lebten in Menno 8.839 (4.513 männliche und 4.326 weibliche) Einwohner deutsch-mennonitischer Abstammung in über 100 Dörfern auf mehr als 700.000 ha Land. Der Ackerbau bildete seit der Ansiedlung im Chaco die wirtschaftliche Grundlage. Die Siedler waren als Weizenfarmer aus der Prärie Kanadas gekommen, und sie wollten auch hier Ackerbau betreiben und so den Chaco urbar machen. Obwohl die Verhältnisse hier von Grund auf verschieden waren, machten sich die Einwanderer gleich an die Arbeit, um diese Absicht in die Tat umzusetzen.

Die völlige Absonderung von der Welt, die man im Chaco gesucht hatte, verhinderte allerdings ein schnelles wirtschaftliches Fortkommen. Als die Familien auf ihren Grundstücken angesiedelt waren, machten sie sich daran, eine Fläche zu säubern, um die ersten Gärten anzulegen. Mit Axt, Spaten und den bloßen Händen wurden die mit Sträuchern und Bäumen sowie mit Bittergras und Unkraut überwucherten Kämpe (>Kamp) gesäubert. Außer den Anpflanzungen von Mandioka, Bohnen, Süßkartoffeln und Wassermelonen für den eigenen Bedarf, begann man schnell mit der Baumwollproduktion. Auch hier wurde die meiste Arbeit von Hand verrichtet, denn nicht alle Siedler hatten Zugochsen oder Pferde. Diese benötigte man, um zur Bahnstation zu fahren und Produkte in die Kolonie zu holen sowie die eigenen Produkte auf den Markt zu bringen. Trotz der wechselnden Wetterbedingungen hat es viele Jahre gegeben, in denen die Ackerbauprodukte eine wichtige Grundlage für die Wirtschaft der Kolonie bildeten.

Seit 1936 wird Menno vom >Chortitzer Komitee verwaltet. Wirtschaftliche Schwerpunkte der Kolonie bilden: - Die Milchproduktion mit den Produkten der Marke Trébol, die von guter Qualität sind und im ganzen Land sowie im Ausland gerne gekauft werden. Die Vieh- und Fleischproduktion, wozu 2001 der Schlachthof FrigoChorti in der Kolonie aufgebaut wurde. Der Ackerbau, traditionelle Grundlage der Wirtschaft, hat im letzten Jahrzehnt sehr viel an Bedeutung verloren und bildet heute nur einen kleinen Teil der Gesamteinnahmen.

In Menno bestehen 2009 15 Gemeinden, die sich in zwei Konferenzen, der Nordmennokonferenz und Südmennokonferenz zusammengeschlossen haben.

Uwe S. Friesen